AUS LIEBE & LEIDENSCHAFT

Ich würde mir wünschen

VON ASTRID LINDGREN

Ich würde mir wünschen, dass wir nicht mehr so furchtbare Angst haben müssten. Frei zu sein von Not und Furcht … . Klingt das nicht wunderbar? Das würde ich mir wünschen, aber ich weiß nicht, wie es Wirklichkeit werden soll. Es setzt voraus, dass wir aufhören, uns wie ein Haufen verängstigter Kinder zu benehmen, die sich gegenseitig aus reinem Schrecken die Augen auskratzen. Es setzt voraus, dass wir uns mit ein wenig mehr Vertrauen einander nähern, dass Menschen … endlich merken, dass die Erde unser aller Heim ist und dass wir versuchen müssen, uns einig zu sein. Ich würde mir wünschen, dass eine neue Art der Weisheit über uns käme, … .

Etwas mehr Weisheit und Güte – das würde uns allen guttun. Es bringt aber wohl nicht so viel, herumzusitzen und sich etwas für andere Menschen zu wünschen. Die richtige Art und Weise ist wohl, dass ein jeder bei sich selber anfängt und versucht, sich an diesen Vers zu erinnen:

Wir, die uns treffen kurze Stunden,
Kinder gleicher Erde, gleichem Wunder,
auf des Lebens sturmumbraustem Kap!
Solln wir lieblos gehen und kalt durchs Leben?
Gleiche Einsamkeit erwartet jeden,
gleicher Trauerklang an seinem Grab.

VERNER VON HEIDENSTAM: Wir Menschen