IDEENKÜCHE #3
Der Stadtrat von Ballenstedt beschloss im Juni 2022 die Aufstellung des vorhabenbezogenen Bebauungsplan für den Solarpark Rieder-Ballenstedt. Der geplante Solarpark, der zwischen den historischen Kulturgütern Roseburg und Gegensteinen liegt, löste hitzige Diskussionen aus. Besonders die Beeinflussung der Sichtachse Richtung Quedlinburg sorgte für Kontroversen. Doch die Mehrheit des Gemeinderates stimmte für das Projekt.
Um an diesem Punkt den Blick in die Zukunft zu richten und den Solarpark mit einem klaren gesellschaftlichen Mehrwert zu verbinden, schlossen sich engagierte Bürger, die Kommune und die Solarpark Rieder-Ballenstedt GmbH & Co. KG zusammen, um die Energiegenossenschaft Anhaltiner WattWERK zu gründen. Dieser Zusammenschluss bietet nicht nur die Grundlage für den Betrieb des Solarparks, sondern auch die Möglichkeit, die Energiewende aktiv mitzugestalten.
Jonas Bergmann, Bürgermeister der Stadt, setzte sich sehr dafür ein, den Solarpark in die Landschaft zu integrieren. Dabei beteiligte er auch die Bürgerinnen und Bürger am Entwicklungsprozess. Gemeinsam mit Architekten und Denkmalschützern erarbeitete sie Lösungen, um die Sichtachse zu bewahren. Die Lage war herausfordernd, aber wir haben Lösungen gefunden, sagt er. Blühstreifen, Hecken und Teiche um den Solarpark herum, fördern die Biodiversität und schaffen Lebensräume für viele Tierarten. Die Sichtachse Richtung Quedlinburg bleibt weitgehend erhalten. Es ist ein Vorzeigeprojekt, wie Klimaschutz und Naturschutz zusammenwirken können, erklärt Jonas Bergmann.
Anna Krämer, eine junge Lehrerin am Gymnasium Ballenstedt, war zunächst skeptisch. Die Nähe zu den Kulturgütern erschien mir problematisch, erinnert sie sich. Doch eine Dialogveranstaltung der Genossenschaft überzeugte sie, dass die Einnahmen langfristig auch dem Schutz der historischen Orte zugutekommen. Heute führt sie mit ihren Schülern Bildungsprojekte zur Energiewende durch. Wir haben gelernt, wie Tradition und Moderne verbunden werden können – genau wie bei diesem Projekt, sagt sie.
Die Planung des Solarparks wurde von einer intensiven Bürgerbeteiligung begleitet. Kritiker konnten ihre Sorgen äußern, und digitale Modelle des Parks veranschaulichten, wie Naturschutz und kulturelles Erbe berücksichtigt werden. Die Gespräche haben gezeigt, dass wir durch Transparenz Vertrauen schaffen können, sagt Jonas Bergmann, der die Dialoge moderierte. Am Ende stand die Mehrheit der Bürger dem Projekt positiv gegenüber.
Der Solarpark war erst der Anfang. Das Anhaltiner WattWERK begann schnell, seine Geschäftsfelder zu erweitern. So entstand in Rieder das Pilotprojekt eines Mikronetzes, das den lokal erzeugten Solarstrom direkt an die Haushalte verteilt. Wir möchten, dass die Bürger von Ballenstedt und den Ortsteilen nicht nur die Gewinne sehen, sondern auch den Strom direkt nutzen können, erklärt Bürgermeisterin Klara Feldmann. Unterstützt durch Batteriespeicher wird der Strom bedarfsgerecht vor Ort genutzt – ein Modell, das perspektivisch auf weitere Stadtteile ausgeweitet werden soll. Langfristig plant die Genossenschaft auch ein Nahwärmenetz, das nachhaltige Energieversorgung für die gesamte Region bieten könnte. Auch die Förderung von Balkonkraftwerken und die Idee, Agri-Photovoltaik auf landwirtschaftlichen Flächen zu nutzen, sind in Planung. Wir möchten die Energiewende so gestalten, dass sie wirklich für alle greifbar wird, sagt Bürgermeisterin Klara Feldmann, die die innovative Weiterentwicklung der Genossenschaft aktiv unterstützt.
Ein Teil der Erlöse aus der Einspeisung des Solarstroms fließt heute bereits in soziale Projekte. Das Anhaltiner WattWERK unterstützt beispielsweise ein Programm, das einkommensschwachen Haushalten bei der Installation von effizienten Heizsystemen oder der energetischen Sanierung ihrer Häuser hilft. So stellen wir sicher, dass die Energiewende niemanden zurücklässt, erklärt Anna Krämer, die junge Lehrerin, die das Projekt in ihrer Schule vorstellt. Die Kinder entwickeln gemeinsam Ideen, wie auch ihre Familien von den Maßnahmen profitieren können. Gleichzeitig fördert die Genossenschaft kulturelle Initiativen. So konnte die Restaurierung der historischen Wasserachse im Schlosspark durch die Genossenschaft mitfinanziert werden, und ein Teil der Mittel flossen in den Aufbau Offener Werkstätten im Gewerbegebiet Rieder. Von Jugendprojekten bis hin zur Unterstützung kommunaler Infrastruktur zeigt das Anhaltiner WattWERK, dass saubere Energie nicht nur die Umwelt, sondern auch die Gemeinschaft stärken kann.
Unser Rezeptvorschlag

Zubereitung
Bereite die Basis vor – definiere Visionen und Ziele: Saubere Energie für die Region und Gewinne, die in lokale Projekte fließen. Mische die Zutaten – gewinne Mitglieder: Binde Bürger und Unternehmen ein – Transparenz und Mitbestimmung sind entscheidend.
Würze das Ganze, das gibt Struktur – Gründe die Genossenschaft: Um die Energiegenossenschaft Ballenstedt ins Leben zu rufen, wird zunächst die Satzung formuliert. Sie legt fest, welche Ziele verfolgt werden, wie die Mitgliedschaft geregelt ist und welche Rechte und Pflichten die Mitglieder haben. Anschließend erfolgt die Eintragung der Genossenschaft ins Genossenschaftsregister, begleitet von einer unabhängigen Genossenschaftsprüfung. Damit wird sichergestellt, dass die Genossenschaft rechtlich und wirtschaftlich solide aufgestellt ist. Sobald die Gründung abgeschlossen ist, können Aufgaben klar verteilt werden.
Lass alles auf kleiner Flamme köcheln und setze erste Projekte um: Nutze die Erlöse für den Naturschutz, Bildungsprojekte, soziale Projekte und die Entwicklung weiterer gemeinwohlorientierter Geschäftsfelder für die Genossenschaft.
Schmecke alles gut ab und achte drauf, wie es den anderen schmeckt: Organisiere Bürgerdialoge, sammle Ideen und passe Projekte an.
Serviervorschlag
Lade zur feierliche Einweihung des Parks ein. Kommuniziere die Entwicklungsfortschritte. Ein nachhaltiges, gemeinschaftliches Projekt, das nicht nur Energie liefert, sondern auch die Region stärkt – ein Rezept für die Zukunft Ballenstedts!
Du hast Lust auf noch mehr Rezeptideen, dann schau in unserer Ideenküche vorbei.

Die Ideenküche ist im Rahmen des Projektes WerkSTADT – Orte zum Hören, Fühlen, Begreifen & Mitmachen entstanden und wird über im Bundesprogramm Ländliche Entwicklung und Regionale Wertschöpfung BULEplus des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft von Januar 2025 bis Juni 2027 gefördert.
