AUS LIEBE & LEIDENSCHAFT

OPEN Neuland „Wilde Allianzen“

Unter dem Motto: „Wilde Allianzen“ verband das Open Neuland in Ballenstedt Menschen, ihre klugen Ideen und Gemeinschaft stiftenden Taten aus der Region rund um den Harz, die mit viel Zukunftsmut neue Wege beschreiten, Experimente wagen und neue Formen der Zusammenarbeit beschreiten.

Es war ein heißer Sommervormittag, als sich zahlreiche geladene Gäste auf dem Hof des Gutes Ziegenberg in Ballenstedt trafen. Die Begrüßung übernahm Nicole Müller vom heimatBEWEGEN e.V., danach gab es ein köstliches Netzwerkfrühstück und im Anschluss zwei spannende Gesprächsrunden. Die Themen hießen: „Wilde Allianzen für Stadt und Land“ bzw. „Wilde Allianzen für die Bildung“. Der Einstieg mit einem moderierten Expertengespräch und die anschließende offene Diskussion zu den Themen ermöglichten sowohl einen guten Wissenstransfer als auch Austausch und Vernetzung. Nun müssen die Ideen und Vorschläge in die Netzwerke un die Kommunalpolitik getragen und weiterentwickelt werden. Am Nachmittag öffnete sich der Hof für alle Besucher, es gab Musik, Puppentheater und verschiedene Mitmachangebote. Groß und Klein tummelten sich im Kuhstall und auf dem Hof, und trafen sich immer wieder unterm großen Sonnensegel bei Kaffee und selbstgebackenem Kuchen oder Herzhaftem vom Grill. Die wunderbare Live-Musik zum Tagesabschluss musste in den Kuhstall verlegt werden, denn draußen gab es eine Abkühlung durch einen ergiebigen Regenschauer. Es war ein rundum gelungener Tag an dem viele Gäste mit neuen Kontakten und Ideen den Hof verließen. Auf ein Wiedersehen!


GEDANKEN & WORTE ZUR ERÖFFNUNG

Wenn man nach der Beschreibung des Wortes „wild“ sucht, dann erscheinen üblicherweise recht negativ bewertete Eigenschaften zu diesem Wort: „kulturlos“, „nicht zivilisiert“, „heftig“, „ungestüm“. Aber wechseln wir mal die Perspektive und schauen auf die Bedeutung innerhalb der Jugendsprache: „außergewöhnlich intensiv“, „krass“ oder „verrückt“ . Das klingt doch durchaus positiv. 

Wir begrüßen Euch heute auch als eine „Wilde Allianz“ mit unserem OPEN Neuland, denn für diesen Tag hat sich ein Bündnis gleichberechtigter Partner zusammengetan, die außergewöhnlich intensiv ihre Visionen verfolgen und deren Projekte vielleicht bei dem einen oder anderen den Anschein von Verrücktheit genießen: Der Neuland gewinnen e. V. als Vertreter aller Neulandgewinner*innen und Neulandsucher*innen, das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung Berlin, die Studierenden der Uni Magdeburg und unser heimatBEWEGEN e. V..

Die Neulandgewinner begleiten uns bereits fast von Anfang an, denn die Förderung in diesem überaus wertvollen Programm hat uns finanzielle Freiheit gegeben und darauf vertraut, dass wir mit der Förderung unsere Idee von Stadtentwicklung aus Sicht von Bürgerinnen und Bürgern sähen und pflegen können. Zwei Jahre, in denen auch wir unglaublich gewachsen sind – fachlich, menschlich aber auch projekttechnisch. Und das Netzwerk begleitete uns auch über die Förderperiode hinaus. Und aus einem Netzwerk sind mittlwerweile irgendwie sehr viele geworden. Und durch jeden Perspektivwechsel und jeden Menschen, der hinzu kommt ergeben sich neue Ideen und bisweilen auch Allianzen. Ganz besonders hervorheben möchte ich hier neben dem Neulandgewinner-Netzwerk, das Netzwerk Zukunftsorte, in dem wir gemeinsam an Kriterien und guten Beispielen für eine gemeinwohlorientierte Immobilienentwicklung arbeiten. Die fabUNITY, unser Bildungs-Cluster, in welchem wir Bildungangebote als kooperative gegenseitig gestützte Allianzen denken und finanzieren. Und das Engagementnetzwerk der Engagierten in Ballenstedt, in denen wir unsere Kräfte bündeln und versuchen die Rahmenbedingungen für die Vereinslandschaft zu verändern und last but not least die bereits mehrere Jahre währende Kooperaton mit der Uni Magdeburg im Rahmen der Lehre für Studierende, die seit einer Woche inhaltlich an der Ausstellung arbeiten, die wir heute in diesem Rahmen eröffnen.

Alle Netzwerke eint, dass hier Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kommune, Bildung und Gesellschaft zusammen arbeiten und neue Wege gehen. Unkoventionelle Wege, agile Wege, holprige Wege. Sie probieren sich aus, gönnen sich auch ein scheitern, probieren neu, machen ihre Erfahrungen transparent, sind nicht bequem, sie schonen niemanden, sie bringen wichtige Themen voran, Themen, die unsere Gesellschaft dringend braucht, mit denen sich jeder beschäftigen sollte. Sie gestalten Transformation. Und ich denke, weil dieses große Wort „Transformation“ für viele nicht greifbar ist, weil machmal überhaupt nicht klar ist, was „bürgerschaftliches Engagement“ denn ist, weil es dafür – insbesondere in einem verwaltungsgeprägten Land wie Deutschland keine „Kategorien“ und „Schubladen gibt, werden sie dann auch im leicht negativen Sinne eben auch als „wild“ bezeichnet. Wir lassen uns eben nicht zähmen um in vorgegebene Strukturen von Gesellschaftsrecht oder Steuerrecht hinein zu passen. Wir lassen uns nicht passend machen, sondern betreten permanent Neuland und arbeiten an einer guten Zukunft. 

Diese Art Engagement zu leben und Gesellschaft zu gestalten hat schon seit einiger Zeit das Interesse von Forschungseinrichtungen und Zukunftsreportert geweckt und wird fleißig erforscht. Und wir sind unglaublich stolz und fühlen uns geehrt, dass auch wir hier in Ballenstedt mit unserem Engagement beforscht werden. Das Institut für ökologische Wirtschaftforschung in Berlin arbeitet mit uns und drei weiteren Praxispartnern an der Forschungsfrage: In diesem Zuge möchten wir Euch einladen nach dem Netzwerkfrühstück ins Gespräch zu kommen zu Allianzen für Stadt und Land und Allianzen für Bildung und gemeinsam herauszuarbeiten wie wir in diesen Bereichen gute Bündnisse schließen können, welche Herausforderungen es gibt oder Gelingensbedingungen zu formulieren. Ich bin gespannt auf Ihre Ideen.


Ihr habt hoffentlich alle einen Sitzplatz entsprechend der Farbe Eures Einlassbändchens bekommen? Ihr erkennt den richtigen Tisch daran, dass eine Figur auf dem Tisch und die Blumenvase die Farbe Eures Bändchens hat. Wenn dem nicht so ist, dann ermutige ich Euch: setzt Euch um, setzt Euch neben jemanden, den ihr noch nicht kennt. Wir haben unglaublich interessante Menschen auf dem Hof. Unterschiedlichsten Alters, unterschiedlichster Rollen und unser Ansinnen ist es, Sie miteinander ins Gespräch zu kommen. Wer weiß, ob daraus nicht demnächst eine wilde Allianz entsteht?

Und damit Ihr nicht alle mit dem klassischen Smalltalk beginnen müsst wie: „Wo kommst Du her, was machst Du beruflich“ u.s.w. haben wir Euch auf jeden Tisch einen ersten Gesprächsanreiz in Form einer farbigen Figur gesetzt. Als ich das mit Maria vorbereitet habe, stellte ich fest, dass ich nahezu jede Figur auf Ereignisse oder mein Tun im Verein beziehen kann:

Zum Beispiel die Puzzelteile- wer hat Sie? In unserem Tun in Ballenstedt passen wir alle irgendwie an einer Stelle zusammen: man muss manchmal nur lang genug suchen, das passende Teil und die Andockstelle zu finden. Und wenn mehrere puzzeln, dann sieht der eine vielleicht Dinge, die der andere nicht sieht – die Freude über das fertige Puzzel eint aber beide. Welches Puzzelteil wollt Ihr gern sein?

Oder die goldene Fee? Sie erinnerte mich an die vielen Engel, die immer wieder auf unserem Weg erscheinen. In einer vermeintlichen Sackgasse, in Momenten, wo wir nicht mehr weiter wissen. Sind Euch diese Engel auch schon begegnet? Oder seid Ihr für jemanden ein Engel gewesen?

Oder wo sind die Tische mit der Bahnschiene  und dem Knochengerippe? Wir sind Ende letzten Jahres gehörig entgleist. Wir haben seitdem die alte Spurrinne verlassen und versuchen auch aktuell immer wieder dem Tod von der Schippe zu springen. Die Insolvenz der Gut Ziegenberg GmbH und damit verbunden unser Scheitern der Wegidee für unser geglaubtes wirtschaftlich tragfähiges Konzept sowie das ständige sich erklären müssen gegenüber Ämtern, warum wir tun, was wir tun hinterlässt auch bei uns Spuren. Wo seid Ihr schonmal gescheitert? Fällt es Euch schwer darüber zu reden? Wie geht ihr damit um?

Und dann … wer hat die Playmobilfigur? Der Mensch. Die Menschen. Kleine und große. Wir. Ihr. Alle. Deswegen machen wir immer weiter, mit Freude und Zuversicht, trotz Scheitern, dann eben vielleicht anders. Wir machen das für uns. Für Euch. Für alle. Für ein gutes Miteinander und am allerliebsten GEMEINSAM mit VIELEN.

Danke, dass Ihr alle da seid.

Es ist mir and dieser Stelle aber ein großes Bedürfnis den Menschen Danke zu sagen, die das Projekt Gut Ziegenberg aktuell am Leben halten:

Friederun, Manfred, Marion, Petra, Alex, Maria, Steffi – Ihr seid unersetzlich und immer zur Stelle, wenn wir Euch brauchen. Das ist für mich in guten wie in schlechten Zeiten ein zentral tragendes Fundament. Danke an unsere neue Steuerkanzlei Dirk Klein, danke an unsere Verpächter und Möglichmacher Knut & Andreas Happich. Und ein weiters großes Dankeschön an alle Helfer, die diesen Tag heute für uns so wunderbar vorbereitet haben: Katrin, die im Vorfeld alle Moderator*innen und Akteure der Stadtgespräche koordiniert hat und uns ganz viel Arbeit abgenommen hat. Anne, Melli und Josi, die dieses wunderbare Frühstück für uns gezaubert haben, um sich mit ihrer Idee mal ausprobieren zu können. Allen Studies, die so eine wunderbare Ausstellung entwickelt haben und auch im Tagesgeschehen verschiedene Helferdienste übernehmen. Ohne Euch wäre dieses Event undenkbar. Den Countryclub und die Schülerfirma dafür, dass ihr für unser leibliches Wohl gesorgt habt. Allen Impulsgebern in den Stadtgesprächen: Friederike, Jean, Ida und Lina für Moderation und Dokumentation der Stadtgespräche. Der Kirchgemeinde für die Ausleihe der Stühle. Allen Akteuren, die heute ein Mitmachangebot gestalten. Und allen vielen Helfer*innen in Küche, Reinigung, Bar, Haus und Hof. Und auch Ulli Patzwahl, dafür das du dich mit uns auf den Weg gemacht hast und uns filmisch begleitest.

Und da auch ohne Geld alles Nichts wäre: Danke an den Neuland gewinnen e.V., die Uni Magdeburg, die Deutsche Stiftung Engagement und Ehrenamt und das Bundesministerium für Bildung uns Forschung für die Finanzierung und das Möglich- und Sichtbarmachen unserer „Wilden Allinazen“.

Nun aber auf zum zweiten Frühstück. Lasst es Euch schmecken, genießt den Sommer, knüpft neue Bekanntschaften und nehmt die Kraft dieses Ortes und seiner Menschen mit in Euer Wirken. Vielen Dank für Euer geduldiges Zuhören ☺

Eure Nicole

Weitere Informationen & Downloads

Projektwebsite des Forschungsprojektes WIR in Regionen –
Neue Gemeinschaftlichkeit und soziale Innovationen für zukunftsfähige Regionen

www.wir-in-regionen.de

Dokumentation Stadtgespräche
Wilde Allianzen für Stadt & Land
Wilde Allianzen für die Bildung