AUS LIEBE & LEIDENSCHAFT

Der Hamster in mir

Neulich saß ich bei einer lieben Kollegin im Büro und wir sprachen über dies und das. Während wir uns unterhielten, ging sie zu ihrem Schrank und förderte – ganz so nebenbei während des Gesprächs – aus den Tiefen ihres Schrankes einen ZWEI KILO SACK MÜSLI zu Tage und schüttete es in eine gefälligere kleinere Dose um. Trotzdem ich mir wirklich Mühe gab, mich auf unser Gespräch zu konzentrieren, war ich doch sehr irritiert. … EIN ZWEI KILO SACK MÜSLI? Wie kommt man nur dazu Müsli in solchen Dimensionen zu kaufen? Ihre Antwort brachte mich zum Schmunzelt. ES WÄRE IHRE REAKTION AUF DEN LETZTEN SHUTDOWN GEWESEN.

Und bei näherer Betrachtung … irgendwie ging es uns ja – mehr oder weniger schwer ausgeprägt – allen so. In meinem näheren Umfeld gab es dazu wirklich schöne Geschichten. Christian … er kaufte unendlich viel Letscho, weil er meinte, „… das wird nie schlecht und schmeckt immer“. Auch Fischdosen in allen Variationen lagen in seinem Einkaufskorb. Sandra investierte in eine bunte und ausreichende Mischung an Süßigkeiten, „… denn wenn man zu viert zu Hause sitz, dann brauche man Nervennahrung“. Das leuchtet ein! Für Charlotte mit 5 Kindern, Mann und ein kappes halbes Duzent Hühner änderte sich nichts. Für sie gestaltet sich jeder Einkauf zum Hamsterkauf. Ich persönlich bin geprägt durch ein halbes Jahr Weltreise, auf der mein Mann Dirk und ich uns – auf Grund der Ermangelung an Geld – fast ausschließlich von roten Bohnen ernährten. Und da ich natürlich mal wieder gefühlt die letzte im Supermarkt war und sowieso nicht mehr auf Mehl, Reis, Nudeln oder Kloopapier zurückgreifen konnte, war die logische Konsequenz gebackene rote Bohnen zu kaufen. „Hält ewig, schmeckt super, hat sich bewährt und lässt wirklich wunderbare Erinnerungen an vergangene Zeiten in uns hochsteigen “ ….

Und eigentlich – ich gebe zu – befeuerte dieser kleine Moment mit meiner Kollegin nur die Gedanken – die ich zu diesem Zeitpunkt bereits eine Woche in mir trug: Der Oktober brach an und die Corona-Lage spitzte sich einmal wieder zu. Die Elternversammlung meines ältesten Sohnes kratzte mich wieder einmal innerlich höllisch auf Krawall. Denn irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass wir so taten, als wenn die Corona-Situation nie wieder über uns käme. Dazu ein aufsteigendes Gefühl der Dauerüberforderung. Homeschooling mit zwei Kindern, Systemadministratorin der Familie, Mutter, Ehefrau, Putzfrau, Köchin und nebenbei vollzeit berufstätig. Eine leise, langsam aufsteigende Panik schaltete mein Gehirn auf Krisenmodus und meine Gedanken kreisten darum: Was brauchen wir für den nächsten Shutddown? Und dann war ich überrascht über den ersten Gedanken den ich hatte …

EINEN ODER BESSER ZWEI COMPUTER 🙂 damit wir ja nicht wieder in die Lage kommen, dass sich vier Personen einen Computer teilen müssen 🙂 Und so tätigte ich das zweite mal in meinem Leben einen Hamsterkauf.

Liebe Grüße von Frau Richter