AUS LIEBE & LEIDENSCHAFT

Scheitern tut weh

DIE FEHLER-AUSGABE RÜCKBLICK #01/23 – JANUAR BIS MAI

Der Eine oder die Andere wird jetzt sagen … ahhh ja …. von denen haben wir ja auch schon lange nichts mehr gehört. STIMMT … im Oktober letzten Jahres erzählten wir Euch das letzte Mal von dem, was war, was ist und was wird. Diesen Faden wollen wir nun wieder aufnehmen, denn es ist nicht so, dass es nichts zu erzählen gibt oder gab, wir waren eher abgetaucht. Aber alles der Reihe nach … oder fangen wir doch mittendrin an? Ahhh … Es ist alles recht komplex und mal wieder – wie Ihr das sicherlich schon von uns kennt – nicht in einem Satz zu erklären. Ja ich glaub … es macht Sinn, gleich mit dem anzufangen, was uns so beschäftigt hat ….

Hand aufs Herz – wer von Euch ist nicht schon mal gescheitert oder gestolpert? WIR SIND ES! Eine Idee zu haben, diese auf den Weg zu bringen und zu GRÜNDEN ist – egal was man gründet und wo man gründet – kein Ponyhof. Die Liste dessen, was schieflaufen kann oder wie – in unserem Fall – bereits schiefgelaufen ist, ist lang. Und Ende letzten Jahres hat sich dann bei uns alles überschlagen: Umsatzsteuersonderprüfung seit August 2021, Coronanachwirkungen insbesondere auf unseren Herbergsbetrieb, Energiekostenexplosion, lange Wartezeiten auf vorfinanzierte Fördermittel, aufs falsche Steuerberaterpferd gesetzt, zu lange damit gehadert dagegen anzugehen, Behördenwahnsinn etc. … .

Entsprechend mussten wir pünktlich zum Weihnachtsfest im Dezember eine Vollbremsung hinlegen. Es folgten: schwere Gespräche, tiefgreifende und einschneidende Entscheidungen, (Selbst-)Zweifel, Emotionen über Emotionen, Trennungsschmerz, unendliche Lernerfahrungen, die Glaubensfrage, Selbstvergewisserung, neue Begegnungen, ganz berührende Momente in der Not, ein neuer Plan, Neusortierung und noch mehr Arbeit. Und nun haben wir Juni … und sind immer noch mit all dem beschäftigt. Es ist keine Zeit durchzuatmen, immer noch halten wir die Luft an. Und zum Glück dreht sich die Welt weiter und wir mit ihr, auch wenn sie etwas Kopf steht.

Scheitern tut weh,
weil es den Schutzmantel unserer Identität,
unser soziales Image, die Vorstellung,

die wir von uns selbst haben, ankratzt.

Charles Pépin: „Die Schönheit des Scheiterns“ gelesen in der Fehlerausgabe der Neuen Narrative


Und in dem ganzen Elend gibt es so schöne Momente, die uns die Kraft geben, die uns so zuversichtlich sein lassen: Im Januar und Februar machte Peggy mit Unterstützung der Stiftung Umwelt, Natur- und Klimaschutz des Landes Sachsen-Anhalt Bahne frei auf dem Schierberg. Die Gegensteine und die angrenzenden Schierberge profitieren von der Beweidung durch Schafe. Die Vergreisung des Obstbaumbestands sowie langanhaltende Trockenheit führten zu verstärktem Holzbruch in den Streuobstwiesen. Diese Umstände sorgten bereits in der abgelaufenen Weidesaison für Unpassierbarkeit der Flächen, sodass die notwendige Beweidung durch die Schafe auch in dieser Saison stark behindert wird. Nu ist zumindest ein bisschen wieder klar Schiff.



Immer Montags findest das wöchentliche Seniorencafé der Matlheser statt. Mit viel Liebe durch Marion, Petra, Juliane und die Senior*innen selbst organisiert, wird hier Kaffee getrunken, geredet, gebastelt, gefeiert und es gibt nützliches Wissen von Experten für den Alltag.



Im März diesen Jahres folgten wir anlässlich des internationalen Frauentags einer Einladung des Staatsministers Carsten Schneider ins Bundeskanzleramt. Hier durften wir im Rahmen eines Empfangs „Frauen gestalten Ostdeutschland. Frauen gestalten Transformation“ gemeinsam mit Wissenschaftlerin Dr. Julia Gabler, Regisseurin Annika Pinske, Gewerkschaftssekretärin Katja Barthold, Bürgermeisterin a.D. der Hansestadt Wismar Rosemarie Wilkcken und Ministerpräsidentin Manuela Schwesig viele Fragen rund um das große Thema Transformation diskutieren und unsere praktischen Erfahrungen darüber austauschen, wie wir diese insbesondere in Ostdeutschland gestalten.



Im April besuchten uns die „Nachfalter“ der Freien Ganztagsschule Neinstedt zu einer einwöchigen Seminarzeit. Gemeinsam mit Nicole und Maria bauten Sie ein analoges/digitales Modell des Gut Ziegenbergs. Dazu gehörte einiges: Ein intensiver Rundgang über den Hof – Bestandsaufnahme; das Bauen eines analogen Models aus allem Möglichen; das Erforschen der Geschichte des Hofes; das Schreiben eigener Texte; das Einsprechen dieser Texte, um das Modell zum Leben zu erwecken; das Verkabeln des Modells mit Hilfe von kleinen Platinen und Drähten; das Programmieren der Schalter und Knöpfe und das Testen des Betamodels. Wir sind ganz schön beeindruckt was Karli, Hugo, Janneke und Felia mit Unterstützung von Nicole und Maria in der kurzen Zeit auf die Beine gestellt haben. DANKE für diese schöne und bereichernde Zeit.



Immer wieder Freitags öffnen wir zum Einklang des Wochenendes unseren Hof. Für die Kleinen gab es Mitmach- und Kreativangebote: Seife machen mit Nina, Druckwerkstatt mit Naturmaterialien mit Maria, Holzwerkstatt und Lasercut mit Karsten, Gartenwerkstatt mit Katrin … es gibt viel zu entdecken und ausprobieren. Und für die Muttis, Papas, Omas und Opas gibts Kaffee und Kuchen mit viel Raum zum Austausch.



Hinter den Kulissen arbeiteten wir fleißig wie die Bienchen an Dingen, die nach Außen wenige sehen: Sach-, Ergebnis- und Abschlussberichte, Verwendungsnachweise, zahlenmäßige Nachweise etc. Dennoch sind wir immer wieder dankbar über jede genehmigte Förderung, denn auch ohne diese wäre Ballenstedt nur halb so schön. Aber wenn wir uns was wünschen könnten, dann wäre es ein einheitliches System aller Fördermittelgeber in der Abrechnung, schnell und einfach zu befüllende Formulare und eine Wertschätzung auch in Form einer Verwaltungskostenpauschale für die ehrenamtliche Arbeit, die in jeder Antragstellung und Dokumentation und Abrechnung liegt. Große Träger haben dafür Personal… wir und viele andere ehrenamtlich getragene Initiativen machen das abends und nachts wenn die 1. und 2. Schicht beendet ist (Arbeit, Kinder).

Wir machen das zusätzlich, weil wir ohne die Fördergelder nicht an den Hebeln für eine gutes Miteinander ziehen könnten. Weil wir tollen und kompetenten Menschen, die ihren Lebensunterhalt damit verdienen, Kinder und Jugendliche projektorientiert zu begleiten und außerschulische Lernerfahrungen zu schaffen, angemessen bezahlen und nicht ausbeuten möchten. Wir machen das, weil wir merken, dass unsere Gesellschaft immer wieder gute Ansätze und Beispiele braucht, wie es auch gehen kann. Und natürlich auch, weil uns jedes Lachen in Gesicht und Augen, jedes Funkeln, jede überwundene Hürde unsagbar dankbar und stolz macht. Tschacka, auf in die nächsten Projektberichte.



Aus der Kategorie Bauliches können wir auch berichten, dass es langsam aber stetig voran geht. DANK der fleißigen Menschen, die uns im Hintergrund unterstützen. So haben wir ein neues Tor … es fehlt zwar noch die Beplankung aber immerhin. Bei dem Mangel an Handwerker*innen ist das ja schon ein Lottogewinn und wir sind sehr dankbar. Frisch eingetroffen ist die niegelnagelneue autarke Toilettenanlage auf dem Hof … funktional ohne Strom, Chemie und Wasseranschluss … mit Solarpanel … barrierefrei #mitallemzippundzapp gefördert durch Neustart Kultur Soziokulturelle Zentren 2 und gebaut durch die Firma Wassermann aus Chemnitz. Wir sind unendlich dankbar. Und wer wissen will, wie genau das funktioniert ohne Kanalanschluss, dem erklären wir das höchstpersönlich.



In den Pfingstferien legten wir mit Unterstützung der Ferienkinder ein paar wunderschöne Hochbeete an, die wir mit viel Essbarem bepflanzten. Es blüht und grünt also auf dem Hof und es macht das Verweilen noch gemütlicher. Wer das mal exessiv ausprobieren will, kann das Gut Ziegenberg auch gerne für sich ganz alleine haben … ob Jugendweihe, Konfirmation, Omas runder Geburtstag, Klassentreffen, Familienfreizeit, Ferien oder einfach nur mal SITZEN, LIEGEN oder EINFACH NUR SEIN. Ihr könnt es mieten.



Langsam hält die Farbe BLAU bei uns Einzug. In einer kleinen rustikalen Werkstatt findet ihr auf dem Gut Ziegenberg das Atelier der Natur: Hier gewinnt Künstlerin Rosanna Minelli Farben aus Pflanzenpigmenten, die sie dann zum Malen und zum Färben von Stoffen verwendet. Das Wissen gibt sie leidenschaftlich gerne weiter. In verschiedenen Workshopformaten könnt ihr hier mit der Natur experimentieren und zum Beispiel lernen, welche natürlichen Materialien sich besonders gut eignen, wie schon im Mittelalter Farbe gewonnen wurde, wie man mit Hilfe einer alten Rezeptur Tinte herstellen kann oder was es mit dem Sprüchlein „Heute machen wir BLAU!“ auf sich hat. Die Workshops eignen sich für Groß & Klein, als Weiterbildungen für Lehrer*innenund Dozent*innen, als Firmenevent oder für besondere Anlässe. Das Atelier der Natur öffnet regelmäßig als Schauwerkstatt mit kleinem Hofladen.


Und zu guter letzt,
wollen wir Euch mit einer kleinen Einladung verabschieden

Am 10. Juni 2023 laden wir Euch herzlich zu einem kleinen aber feinen, regionalen Mitmach- & Kulturfestival namens OPEN Neuland ein. Wir haben einen geselligen Vormittag mit Netzwerkfrühstück und Stadtgesprächen zum Thema „Wilde Allianzen für Stadt, Land & Bildung“ mit wirklich wunderbaren Gästen und einen kulturell bunt gefüllten Nachmittag mit Kinderprogramm, Live-Musik, Hofführungen und Mitmachangeboten für Groß und Klein für Euch vorbereitet: Wir schauen unter anderem den KONTRASPATZ mit Kerstin Dathe und hören Live-Musik mit Duo Foundation und Solokünstlerin Amy Marie Triebel … wir würden uns von Herzen freuen, Euch zu sehen …

Wer alles ganz genau über unser Scheitern wissen will, den laden wir herzlich zum MeetUp SCHÖNER SCHEITERN am 11. Juli 2023, ab 18 Uhr im digitalen Raum ein. Wir treffen uns mit anderen Engagierten im Netzwerk Zukunftsorte zum gemeinsamen Ausheulen, Beraten und am Ende hoffentlich wieder drüber lachen. Denn aus Fehlern lernt man bekanntlich am besten. Wir laden dazu auch herzlich jede und jeden Interessierten dazu ein. Bringt Neugierde und starke Nerven mit. Wir freuen uns auf euch und alle Mutigen, die bereit sind ihr Scheitern öffentlich zu teilen!

Liebe Grüße vom Team

PS: Danke an die Neue Narrative für die Ermutigung!!!