Ein Hof zum Hören, Fühlen, Begreifen & Mitmachen
Heimatgefühl ist ein starkes und gutes Gefühl, und wer Heimatgefühl hat, geht nicht achtlos über den Boden, auf dem er Heimatrecht besitzt – mag er dort geboren oder erst heimisch geworden sein. Er fragt: was ist hier gewesen, bevor das jetzt hier Stehende kam, und was für Menschen sind hier gewandelt, haben sich gefreut und haben gelitten wie wir, wie haben sie gelebt und was haben sie getrieben.
Bernhard Hesse (1872 – 1965)
Durch die Jahrhunderte soll jeder Gast und jede/r Bürger/in des heimatHOFS geführt werden. Die Menschen sollen erfahren, wie es der Stadt und dem Hof im Wechsel der Zeiten erging, und sie sollen dadurch gestärkt werden in der Liebe zum Heimatlichen, zur Stadt und der Region. Dieses Erleben soll mit allen Sinnen angesprochen werden.
Die ländliche Idylle unserer Kleinstadt und das atmosphärische Erleben des Harzes schaffen Kontraste zum Alltagsumfeld unserer Gäste und bietet die Möglichkeit der besonderen Kombination gewohnter, lieb gewordener Aktivitäten und dem neuen, andersartigen Umfeld des heimatHOFS. Mit einem besonderen methodisch-didaktischen Konzept, dass verschiedene Sinne anspricht, soll der Besucher wie in einer Art Zeitreise an verschiedene geschichtliche Begebenheiten der Stadt und der Region herangeführt werden. So können Hörspiele atmosphärische Geschichten erzählen, besondere Fühl- und Tastangebote die Fauna und Flora näherbringen … Die Gäste des heimatHOFS sollen angeregt werden, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen und sie dadurch zu begreifen. Es ist möglich den Alltag früherer Generationen zu erleben. Unsere Gäste wohnen und arbeiten im »Museum«. Während ihres Aufenthalts gewinnen sie mittels museumspädagogischer Aktivitätsangebote Einblick in historische Arbeitsfelder, aber auch in die Museumsarbeit.
Die Säulen des Hofs
In den nächsten Jahren finden unter dem Dach des Hofes etliche Teilprojekte ein Zuhause: Das heimatLABOR lädt jedermann ein zum gemeinsamen Nachdenken, Gestalten und Handeln. Frei. Ohne Reglementierung. Ohne staatliche Beeinflussung. Ein Innovationsraum. Eine partizipative Ideenschmiede. Eine Wissenswerkstatt. Das heimatWERK lädt ein zum Mitmachen, Anleiten, Weitergeben und bietet Platz für die handwerkliche und künstlerische Entfaltung – egal in welchem Lebensalter. Das heimatKONTOR ist ein Anlaufpunkt für alle, die gern wissen, woher die Dinge kommen, die sie kaufen. Egal, ob Selbstgemachtes, Selbstgekochtes, Selbstgebackenes – die Produkte, die hier verkauft werden, sind umweltverträglich produziert und verpackt und schmecken oder riechen nach Heimat. Die heimatHERBERGE soll sich zu einem gastfreundlichen Anlaufpunkt für Radfahrer oder Wanderer, Schülergruppen, Künstler, Freizeitsportler oder Freundeskreise entwickeln. Bed & Breakfast für Ballenstedter auf Zeit. Ein Ort, an dem das Rauschen im Kopf verschwindet und Platz für Neues macht. Das heimatQUARTIER setzt auf die Idee des generationsübergreifenden Miteinanders und ermöglicht Menschen, in unterschiedlichsten Lebenslagen und jeden Alters ein selbstbestimmtes Wohnen. Der heimatRAUM ist getragen vom Glauben an die Kraft der Kreativität der Gemeinschaft. Hier findet sich Raum für gemeinschaftliches Arbeiten und Reflektion, begleitet von Vorträgen, Workshops, Trainings und Kursen.
Zur Webseite des heimatHOFS Gut Ziegenberg
Projektstatus
In den letzten 24 Monaten seit der Gründung des Vereins haben wir mit viel Leidenschaft und Engagement verschiedene Projekte und Angebote entwickelt. So öffnen wir regelmäßig (einmal monatlich) die Tore des heimatHOFs Gut Ziegenberg. Hier laden wir die Bevölkerung zu verschiedenen Veranstaltungs- und Dialogformaten ein. Hier bieten wir unter anderem mit dem regelmäßig ein mal im Monat stattfindenden Näh- und Gartencafé die Möglichkeit des gemeinsamen Gestaltens und des Austausches an; mit dem Musik-Sommerabend zum Tag des Nachbarn initiieren wir mit einem Impro-Theater und Musikbeiträgen aus der Bevölkerung und für die Bevölkerung oder laden regelmäßig zu verschiedenen Arbeitseinsätzen zur Wiederbelebung und Wiederherstellung längst verlassener, jedoch nicht vergessener Orte ein. Daneben führen wir verschiedene interaktive Angebote wie zum Beispiel „Unser Wald – Was bedeutet naturnahe Waldwirtschaft?“, „Bis hierhin? Und nicht weiter! – Warum braucht der Mensch Grenzen?“ und unsere regelmäßig stattfindenden thematischen Zaungespräche durch.
Aus unserer Ideenschmiede – dem heimatLABOR, dass wir als sogenanntes Reallabor sehen – sind bereits einige Projekte hervorgegangen und einige davon sind schon zu zarten Pflänzchen herangewachsen. So erwuchs aus dem Labor die Initialzündung zum Tag des Nachbarn. Mit „1000 Meter Kunst – eine Stadt malt sich zusammen“ haben wir mit den Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt die längste Kastanienallee Sachsen-Anhalts kreuz und quer mit Kreide bemalt und sie damit zum Mittelpunkt von Toleranz, Gemeinschaft, weniger Anonymität und lebendiger Nachbarschaft gemacht. Am Ende eines turbulenten und sehr gut angenommenen Tages (ca. 400 MacherInnen) zierten die Allee bunte Blumen, Zukunftsideen und Poesie.
Aktuell beschäftigen wir uns im LABOR mit der Gestaltung und Entwicklung von attraktiven Lebens- und Arbeitsorten im Stadtraum. Denn, auch Ballenstedt ist vom Leerstand gezeichnet und alles andere als attraktiv: heruntergezogene Rollos, gähnende Leere in den Schaufenstern, eine fast menschenleere, verödete Innenstadt und viele leerstehende Gebäude. In unserem Projekt ‚Kunstkurort Zauberberg‘ möchten wir diesen Leerstand mit Kunst, Kultur und Bildung füllen und zusammen mit Kulturaktiven, Bürger*innen, Vereinen, Schulen, der Kommune, der Wirtschaft, Wissenschaft und auch Gästen der Region an Zukunftsprojekten für Ballenstedt arbeiten. Dafür haben wir uns mit dem Kulturanker e. V. aus Magdeburg zusammengetan, der sich schon seit Jahren mit der Verwirklichung von Kunstprojekten zur Etablierung, Festigung und Belebung kultureller regionaler Identität beschäftigt. Gemeinsam haben wir einen ganz besonderen Ort in unserer Stadt auf Zeit belebt. Der Ort ist zum einen historisch interessant. Zum anderen politisch, weil er in besonderer Weise gesellschaftliche Transformationsprozesse sichtbar macht. Er ist künstlerisch spannend, weil er neue Interaktionsräume eröffnet und er ist für uns spannend, weil er die gesellschaftlichen Probleme unserer ländlichen Regionen thematisieren soll. Über Ballenstedt thront die ehemalige Nationalpolitische Bildungsanstalt (NAPOBI) und prägt bis heute das Stadtbild. Nach dem 2. Weltkrieg wurde sie als Kaderschmiede der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands genutzt. Als einziger Neubau einer NAPOBI in Deutschland und einer Schule mit zwei Geschichten, befremdet dieser Ort heute mit einer gigantomanischen Architektur und harrt einer Nachnutzung. Im Sommer dieses Jahres hat sich der Ort als Kunstkurort Zauberberg mit der Veranstaltung „Amuse Gueule“ als Dialog- und Interaktionsraum für Ballenstedter und Gäste empfohlen und den Ort zurück ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit gerückt. Kulturelle Veranstaltungen aus den Bereichen Theater, Literatur, Musik, Film, Geschichte und Wissenschaft haben knapp 3000 Menschen auf den Zauberberg gelockt. Über 150 Kunst- und Kulturschaffende, Unternehmen, Vereine und ehrenamtliche Helfer und Helferinnen haben diese Veranstaltung möglich gemacht. Der Projektträger hat ca. 41.000 € an Fördermitteln, Spenden und Sponsoringmittel für die Veranstaltung eingeworben.