Auch wenn das Thema Inklusion (und vorangehend die Barrierefreiheit) eine immer wichtigere Rolle einnimmt, ist sie nicht einfach – gerade in historischen Gebäuden. Das Umfeld und die Rahmenbedingungen für eine Barrierefreiheit auf dem heimatHOF sind dafür in aller Regel alles andere als einfach und optimal. Das liegt an topografischen Gegebenheiten ebenso wie an den zwangsläufig historischen Gebäuden. Schwellen, zu schmale Türen, niedrige Decken und Türstöcke gehören genauso dazu wie die relative Dunkelheit und oft sehr kleine Abmessungen der Räume. Von den vielen Treppen, bei denen man bereits ohne irgendwelche Handicaps aufpassen muss, ganz zu schweigen. Der Denkmlaschutz und konservatorische Aspekte kommen noch hinzu – und bauliche Maßnamen oder Veränderungen verbieten sich praktisch von selbst. Es ist also durchaus mit viel Engagement, einem gewissen Risiko und großer Überzeugung verbunden, trotzdem und erst recht etwas in Richtung Inklusion zu bewegen. Neben sozusagen »allgemeinen« Bemühungen um den Abbau von Barrieren und Erschwernissen kann man ganz spezielle Angebote für ganz spezielle Gruppen schaffen. Freilich profitiert die eine von der anderen, womit man anfängt, ist eigentlich egal – denn es wird so oder so immer erst ein Anfang sein.
Mit dem heimatHOF möchte sich der Projektträger auch dem Thema Inklusion öffnen und bedürfnisorientierte Angebote und Rahmenbedingungen in und außerhalb der Gebäude schaffen, die allen, nicht nur der Gruppe der Beeinträchtigten, Gästen die Herausforderungen des täglichen Miteinanders erfahrbar und erlebbar machen. Ganz grundsätzlich ist der Ansatz, auf dem heimatHOF keine »Nachrüstung« zu machen oder etwas zu verbessern – es geht darum, den Leitgedanken der Inklusion vom ersten Moment der Planung an zu integrieren, ihn zur Grundlage zu machen. Es geht darum, für eine bestimmte Gruppe von Menschen eine bestmögliche Umsetzung zu entwickeln, weshalb die sozusagen »Betroffenenen« von Beginn an einbezogen werden sollen. Es geht also um die Neugestaltung des Gebäudes im Sinne seiner Nutzung und Darstellung. Ein Hof, der sich nicht weniger an die »Sehenden«, sondern mit seinen bedürfnis-orientierten Angeboten besonders an Blinde und Sehbehinderte richtet.
Durch das zu entwickelnde besondere methodisch-didaktische Konzept des Hofes, welcher die verschiedenen Sinne eines jeden Gastes anspricht, ergeben sich Quereffekte: Ausgerichtet auf Blinde und sehbehinderte Menschen, aber auch für das ganz normal sehende Publikum, sind es gerade Kinder, die sich sehr von der Umsetzung angesprochen fühlen können. Hörspiele sind im Allgemeinen ein beliebtes Medium für Jung und Alt. Und Dinge anfassen dürfen, selbst etwas versuchen, finden auch nicht explizit im Fokus stehende Benutzergruppen sehr reizvoll. Ein didaktisches Grundkonzept, eine spezielle Besucherführung über taktile Pläne und Modelle sowie Räumen, die es ermöglichen, das Leben und Arbeiten auf dem Hof und in der Stadt in einer Art Zeitreise zu hören, zu fühlen, zu begreifen und zum Mitmachen einzuladen.
Ideensammlung
Im Café – Ballenstedt Geschichte zum Hören
Die Stube – Essen, arbeiten, beten
Die Küche – Kochen, waschen, aufbewahren
Die Schlafkammer – Von Wärme und Stoffen
Die Kaminkammer – Was könnte hier gewesen sein?
Die Hör-Ausstellung – »Lebensgeschichten«
Die Entdecker-Werkstatt – Selbst Hand anlegen
Quellen & Inspiration
Ballenstedter Chroniken des Kulturverein Wilhelm von Kügelgen
Erbengemeinschaft der Familie Happich