AUS LIEBE & LEIDENSCHAFT

Mein Engagement und ich

STADTGESPRÄCH

Am Sonntag den 18. Februar 2024 deckten wir den Frühstückstisch bei Edward und Ingrid im Schlossbahnhof in Ballenstedt und luden Engagierte aus unserer Stadt ein, beim Stadtgespräch „Ich und mein Ehrenamt“ aus dem Nähkästchen zu plaudern. Wir blickten zurück, erinnerten uns und lauschten berührenden und lustigen Geschichten aus dem Ehrenamt. Gemeinsam erkundeten wir die inneren Landkarten unserer Engagierten, hinterfragten, was sie antreibt, erfuhren von besonders glücklichen Momenten und nahmen daran anteil, wie sie schwierige Fahrwasser durchquerten. Wir erfuhren wie sie sich einen langen Atem bewahrten konnten und welche Zutaten und Rezepte es für ein gutes Miteinander gestern und in Zukunft braucht.

Motivation, Herausforderungen & Einflussfaktoren für lokales Engagement

In dem Gespräch wurde deutlich, welche große Bedeutung lokale Vereine für die Gemeinschaft haben, und dass Vereine auf ihre unterschiedliche Art und Weise alle einen sehr großen Beitrag für die Gemeinschaft vor Ort leisten. Die Vereine adressieren unterschiedliche Bedarfe, von Sport, über Kunst und Kultur bis zum Seniorencafé oder lokalen Veranstaltungen sind sie getrieben von dem Wunsch etwas für den Ort und die Gemeinschaft zu tun und als Vorbild zu zeigen, dass man mit Engagement etwas bewegen kann. Dabei geht es einerseits darum selbst aktiv zu werden, etwas für die Region zu tun und damit auch die Verbundenheit zur Region zu fördern. Andererseits geht es einzelnen Engagierten auch konkret darum Kinder- und Jugendliche zu fördern, wegzukommen von einer reinen Konsumhaltung und durch den Austausch Netzwerke aufzubauen.

Durch die Kooperation unterschiedlicher Vereine untereinander kann Konkurrenzdenken aufgebrochen werden und Verein können untereinander Skills und Equipment tauschen, zusammenarbeiten und sich gegenseitig helfen und damit viele Synergie- und Austauschpotentiale nutzen. Der Vereinsstammtisch in Ballenstedt bietet ein Forum für diese koordinierte Zusammenarbeit. Das Ehrenamt ist ein verbindendes Element zwischen eher traditionellen und neuen Vereinen.

Bei dem Stadtgespräch waren viele Sportvereine vertreten. Lokale Sportvereine können wertvolle Sparringspartner für andere Vereine sein, weil sich von ihnen viel lernen lässt: Sie motivieren schon immer viele junge Menschen und schaffen Strukturen dafür. Grundsätzlich wurde deutlich, dass die Vereine sehr unterschiedliche Herausforderungen haben. Den Lokalen Sportvereine fehlen nicht die Mitglieder, sondern es mangelt eher an zukünftigen Trainer*innen, die die vielen sportinteressierten Kinder und Jugendliche trainieren können. Andere Vereine stehen eher vor der Herausforderung, dass die Angebote nur sehr wenig genutzt werden von der lokalen Bevölkerung und der Bedarf besteht die Angebote stärker publik zu machen. Dabei spielt, auch die Kommune und der Stadtbote von Ballenstedt eine große Rolle, denn es bieten sich viele Potenziale, die von der Kommune genutzt werden können.

In dem Gespräch wurde deutlich, dass es vor allem Zeit braucht und Menschen, die gerne Zeit für die Gemeinschaft einbringen, gut mit anderen kommunizieren können und teamfähig sind. Darüber hinaus braucht es ein positives und handlungsfähiges Miteinander und engagierte Menschen, die ihr Feuer auf andere übertragen können. Kennenlernen und Begleitung (beispielsweise von neuen Mitgliedern) kostet viel Zeit, ist aber extrem wichtig. Welche Interessen haben die Menschen? Worin sind sie gut? In Sportvereinen wird diese Praxis bereits sehr intensiv praktiziert: wöchentliche Trainings, gemeinsame Fahrten etc. Die Trainerinnen kennen die Stärken und Schwächen der Spielerinnen und sie werden entsprechend eingesetzt. Das lässt sich auch auf andere Vereine übertragen.

Schließlich benötigt gutes Engagement immer auch eine Prise Verbundenheit zur Sache, eine Portion Idealismus, eine Handvoll Mut und Wertschätzung und auch ein großes Maß an Durchhaltevermögen. Denn in lokalen Vereinen aktiv zu sein, bedeutet auch sich einzubringen, ohne immer auf die Zeit zu gucken und gerne mit anderen Menschen zusammenzuarbeiten und damit die Verbundenheit mit der Region und dem Ort zu fördern und ein Miteinander zu schaffen.

Download der Dokumentation


Und auch die KI hat ihre Vorstellungen davon, wie Ballenstedt ohne das Engagement der vielen leidenschaftlichen Ehrenamtlichen aussehen würde. 🙂


Das Stadtgespräch ist Teil des Forschungsprojektes WIRinREGIONEN des Instituts für Ökologische Wirtschaftsforschung und der Brandenburg Technischen Universität Cottbus. Das Forschungsprojekt hat zum Ziel die Zukunftsfähigkeit ländlicher Regionen partizipativ zu gestalten. Die Akteur*innen, die hier soziale Innovationen entwickeln und vorantreiben, will das Projekt sichtbarer machen und dabei unterstützen, sich zu vernetzen. Denn oftmals berücksichtigt Innovationspolitik nicht die kreativen Experimentier- und Begegnungsorte, die Bewohner*innen ländlicher Regionen schaffen. Es geht ihnen darum, die Lebensqualität zu verbessern, und durch gemeinschaftliche sowie gemeinwohlorientierte Praktiken öffentliche Räume liebens- und lebenswerter sowie nachhaltiger zu gestalten. Dazu gehören Begegnungsorte wie sogenannte DORV-Zentren, Kunst- und Kulturprojekte und Werkstattangebote.

Das Stadtgespräch ist auch Teil des Förderprogramms Engagiertes Land der Deutschen Stiftung Engagement und Ehrenamt.