AUS LIEBE & LEIDENSCHAFT

Streuobstwiese am Fürstenweg

Streuobstwiesen sind vom Menschen geschaffene Kulturlandschaften, eine Form des Obstanbaus, die auf Mehrfachnutzung angelegt ist. Die hochstämmigen Bäume, die „verstreut“ in der Landschaft stehen, tragen unterschiedliches Obst wie Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen oder Walnüsse. Wir – die Menschen hinter heimatBEWEGEN e. V. – sehen in dieser Patenschaft die Möglichkeit, mit unserem Engagement praktische Naturschutzarbeit leisten zu können, deshalb investieren wir in unterschiedlichen Projekten unser Engagement in den Erhalt und die Pflege von Streuobstwies am Schierberg und am Fürstenweg.


Projekttagebuch

Seit 2018 haben wir die ersten Versuche unternommen, um eine Streuobstwiese zu übernehmen. 2021 kam diese Herzensangelegenheit so richtig in Fahrt. Denn Anfang des Jahres lernten wir Peggy kennen. Mit viel Kraft und Mühe ist sie vile Jahre dabei, eine Wiese am Fürstenweg zwischen Ballenstedt und Rieder zu pflegen und zu reaktivieren. Auf ihrem Weg hat Sie schon einige Menschen für dieses Projekt gewinnen können. Das große Ziel ist, eine Solidarische Landwirtschaft aufzubauen, aber auch die Wiese wieder zu einem Ort der Begegnung zu machen.

1,5 Hektar umfasst die Streuobstwiese am Fürstenweg nahe des Fahrradweges und hat einen Baumbestand von ca. 160 Obstbäumen, darunter Apfel, Kirsche, Birne, Zwetschgen, Mirabelle und Walnuss. Die Pflege einer Streuobstwiese, bedeutet für uns die Regeneration des Baumbestands und Einbindung dieses Kulturgutes in streuobstpädagogische Projekte und Naturtourismus.

Oktober 2021 – ein Sternstundentag für die Streuobstwiese. Unsere Projektleiterin Peggy traf sich zusammen mit Annette Westermann vom NABU Kreisverband Harz, engagierten Naturschützer:innen und Eckhard Kartheuser, Experte für die (Auf)Zucht und Auswilderung des Steinkauz. Mehrere Brutpaare konnte er verteilt über Sachsen-Anhalt bereits erfolgreich auswildern und die Spuren der Tiere lassen sich bereits über die Landesgrenzen hinweg nachverfolgen. Nun versuchen wir unser Glück, denn dieses brauchen wir trotz aller optimalen Bedingungen und sorgfältiger Vorbereitungen auf der Wiese. Ein Brutpaar wird demnächst dort einziehen und sich hoffentlich etablieren.


Das erste und zweite Quartal 2022 nutzten wir für die Erstellung eines NATURA 2000 Antrags zur Pflege von Streuobstwiesen in Sachsen-Anhalt. Es bedurfte einer Projektbeschreibung, dem Ausfüllen unzähliger Formulare und der Aufstellung eines Kostenfinanzierungsplans für die Jahre 2023/2024 und dem ersten Quartal 2025.


Die Streuobstwiese am Fürstenweg nahe des Fahrradwegs. 1,5 Hektrar Äpfel, Birnen, Nüsse, Kirschen und Mirabellen.

Im Oktober 2022 erging der Fördermittelbescheid des Landes Sachsen-Anhalts an uns. Ziel der Förderung ist eine Wiederherstellung und Aufwertung von Streuobstwiesen und mit diesen verzahnten Lebensräumen, wie dem mesophilen Grünland u. ä. Hier werden im Zuge der Maßnahmen Lebensstätten für besonders geschützte bzw. vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten entstehen. Es handelt sich um ein Vorhaben mit praktischen Inhalten. Dafür war zunächst eine Grundinstandsetzung der Streuobstwiesen, die zum Teil sehr stark verbuscht war, erforderlich. Diese Leistung ist in den letzten zwei Jahren ehrenamtlich in unzähligen Arbeitseinsätzen erbracht worden. Ehemals vorhandene Offenbiotope sollen wieder hergestellt werden, um einer Vielfalt von Lebewesen Möglichkeiten zur Ansiedlung zu geben. Im Rahmen des Projektes werden Pflegeeinsätze durchgeführt, um die Obstbäume zu beschneiden und auch die Wiesen zu mähen. Darüber hinaus sollen abgestorbene Bäume durch neu gepflanzte Hochstämme regionaler Sorten ersetzt werden. Zudem wird ein Konzept zur Bewertung des Pflegezustands eines Obstbaumbestandes einwickelt, um langfristig wirksame Maßnahmen zu gewährleisten.

Zudem soll die Streuobstwiese Bildungsraum sein. Durch Angebote, wie Führungen durch die Streuobstanlagen wird das Biotop den Menschen der Region zugänglich gemacht und erfährt als generationsübergreifender Zusammenkunftsort eine gesonderte Wertschätzung. Ferien- und Bildungsangebote bringen Kindern und Jugendlichen, neben einer sinnvollen Freizeitgestaltung, Themen zum Umweltschutz, Naturerlebnisse und Verantwortung für sich selbst und sein Umfeld näher.

Die Förderung gaben wir im Januar 2023 auf Grund des noch zu klärenden Pachtverhältnisses schweren Herzens zurück. Hier ist die Herausforderung ein Pachtverhältnis zu formulieren, welches den Regularien der Gemeinnützigkeit standhält und das ist schwieriger als wir dachten, denn verschiedene Perspektiven bringen da ganz unterschiedliche Anforderungen auf den Tisch.


Nach Absprache mit der Stadt Ballenstedt und der Unteren Naturschutzbehörde übernehmen wir ab 2023 die Pflege der Orchideenwiese auf dem ehemaligen Gelände des Hundesportplatzes. Auf dem Flurstück befinden sich recht kleinflächige Bereiche, auf denen seit vielen Jahren die Herbstwendelorchis Spiranthes spiralis neben weiteren Orchideen (Bienenragwurz Ophrys apifera, Mücken-Händelwurz Gymnadenia conopsea) vorkommt. Außerdem wachsen hier seltene Enzianarten (Deutscher Enzian Gentianella germanica, Fransen-Enzian G. ciliata). Eine angepasste Pflege könnte dazu führen, dass sich auf den angrenzenden Projektflächen die genannten Arten ausbreiten.


Die Flächen des Flurstücks 1/3 der Flur 6, Gemarkung Rieder an den Schierbergen sind dem Naturschutzgebiet „Gegenstein-Schierberge“ und FFH Gebiet 93 „Gegenstein und Schierberge bei Ballenstedt“ zugehörig. Die Gegensteine und die angrenzenden Schierberge profitieren von der Beweidung durch Schafe. Die Beweidung durch Schafe und damit der Verbiss bis in Bodennähe und der damit verbundenen Eindämmung der Verbuschung sowie die Minimierung des Konkurrenzdrucks sind wichtige Voraussetzungen, um dort heimischen Enzian- und Orchideenarten zu erhalten. Nur durch anhaltende Beweidungsmaßnahmen kann eine Sicherung ihres Bestandes gewährt bleiben.

Die Vergreisung des Obstbaumbestands sowie langanhaltende Trockenheit führten zu verstärktem Holzbruch in den Streuobstwiesen. Wind und Sturm führten zum Umkippen geschwächter Bäume des angrenzenden Waldes in die offenen Flächen der Streuobstbestände hinein. Steter Einbruch der Gehölze sorgte bereits in der abgelaufenen Weidesaison für Unpassierbarkeit der Flächen, sodass die notwendige Beweidung durch die Schafe stark behindert wird. Daher stellten wir einen Antrag bei der Stiftung Umwelt, Natur- und Klimaschutz des Landes Sachsen-Anhalt zur finanziellen Unterstützung von Maßnahmen, den Biotopcharakter des Schutzgebietes Schierberge zu erhalten. Dieser wurde im Januar 2023 bewilligt. Die Arbeiten beginnen Zeitnah und sind bis März 2023 abgeschlossen.

Kontakt peggy.arlt@heimatbewegen.de oder 01511/8986442
Mehr unter: www.streuobstacker.de


Das Projekt wird gefördert durch

Stiftung Umwelt, Natur- und Klimaschutz des Landes Sachsen-Anhalt