AUS LIEBE & LEIDENSCHAFT
Sonnenaufgang am Gegenstein

Und zu guter Letzt

Ein außergewöhnliches Jahr neigt sich für uns alle dem Ende entgegen. Ganz gewiss hatte jeder in seiner ganz eigenen Form über das Jahr sein Päckchen zu tragen. Ich frage mich ab und zu, was uns in der Zukunft wohl an Erinnerung an das Jahr 2020 bleiben wird? Was wird die Oberhand gewinnen? Der Verzicht auf gesellige Veranstaltungen? Die finanziellen Einbußen? Die Existenzangst oder die Sorge um die Gesundheit? Oder die Kreativität? Der Perspektivwechsel? Die Solidarität? Die Zeit, die uns auf einmal geschenkt war? Was werden wohl unsere Kinder ihren Kindern über das Jahr 2020 erzählen? 

Trotz vieler Einbußen und wirklich anstrengender „Durststrecken“ kann und will ich dieses Jahr nicht einfach abhaken und hoffen, dass alles wieder so wird wie „vor Corona“. Zu viel Schönes hat begonnen zu keimen und sich zu entfalten. Ich hätte Sorge, dass dieses zarte Pflänzchen zertreten wird, sobald wir den Gleichschritt der „Vor-Corona-Zeit“ wieder aufnehmen. Das kann ich für meine Familienleben genauso sagen, wie für die Vereinsarbeit. 

Wir sind näher zusammen gerückt trotz der Abstandsregeln. Im Herzen, im Tun und auch im Denken. Das kann man ganz deutlich an den Entwicklungen unseres Vereins in diesem Jahr sehen. Wir müssen uns selbst in diesem Jahr dazu anhalten innezuhalten, zurückzuschauen und was für großartige, wirklich großartige Arbeit wir in diesem Jahr geleistet haben. Ja, wir mussten auf viele geplante Veranstaltungen, die uns im Vorfeld echt viel Zeit gekostet haben, verzichten. Kein Kunstkurort Zauberberg im Sommer, keine monatlichen Hoftage, kein Theater, kein kulturelles Highlight, kein Weihnachtsmarkt, keine Workshops, keine Zaungespräche…. und dennoch: wir sind gewachsen und gehen zuversichtlich und voller Vorfreude in ein neues Jahr.

Wir haben die Wochen und Monate im Frühjahr und Frühsommer damit verbracht, einen Online-Lädchen aufzubauen, gemeinsam mit Horst Lange ein Buch zu schreiben und herauszugeben, Fördergeldanträge zu schreiben, Ausschreibungen für die Bautätigkeiten zu machen. Wir haben gemeinsam mit vielen Ballenstedtern für diejenigen, die in der Lockdownzeit die Fahne hoch halten massenweise Kuchen gebacken.  Wir haben unsere fehlenden Treffen mit digitalen Varianten ausgeglichen und durchaus Vorteile festgestellt. Unser Rosenpaul hat einen wunderbaren Garten angelegt. Eine Gruppe Jugendlicher hat unseren Hof in der Zeit zwischen dem Lockdown im Frühjahr und im Herbst als „Brutstätte“ für eigene Ideen genutzt und eine tolle Veranstaltung auf die Beine gestellt. Wir haben eine GmbH gegründet, die ab Januar als 100%ige Tochter des Vereins die wirtschaftlichen Geschäfte auf dem Hof Gut Ziegenberg führen wird. Wir haben Bundesmittel aquiriert, die uns für die nächsten 3 Jahre relativ gute Planungssicherheit bieten. Wir haben einen Förderbescheid für unseren nächsten Bauabschnitt bekommen und haben eine gehörige Portion an Geldern für Projekte wie unseren Gemeinschaftsgarten und den Kunstkurort 2021 mit dem Atelier der Künste bekommen. Wir haben einen Podcast-Kanal aufgebaut und erzählen über uns und wir vernetzen uns immer mehr in der Region und den darin ansässigen Projekten und Initiativen. Ganz wunderbar ist auch die verstärkte Zusammenarbeit und regelmäßige Kommunikation mit der Stadt Ballenstedt. Auch hier beschreiten wir neue gemeinsame Wege im Bereich der Jugendarbeit und sind gespannt, wie sich dieses Pflänzchen im kommenden Jahr weiter entwickelt. Unglaublich, was dieses Jahr alles möglich gemacht hat! 

Wer nach dieser langen Abwesenheit von unserem heimatHOF Gut Ziegenberg im Verlauf des nächsten Jahres zu einem Besuch kommen wird, der wird staunen. Auch wir müssen uns manchmal zwicken, um zu testen, ob das alles wahr ist. Aktuell verbauen wir in den Räumlichkeiten des Haupthauses die Leader-Förderung. Hier werden die ganzen alten Elemente des Hofes wieder zum Leben erweckt. Die Bauarbeiter vollbringen eine Meisterleistung, bringen Lehmputz an, brennen Türen ab, Schleifen Treppen und Böden, Malern, ziehen Kabel, schachten und und und … Ist dies abgeschlossen, so werden wir die Räumlichkeiten der Herberge und das Hofcafé unter der Firmierung Gut Ziegenberg GmbH eröffnen. Hier ist unser Jan Söchting schon ganz und gar fleißig dabei alles in die Wege zu leiten, denn er hat die verantwortungsvolle Aufgabe der Geschäftsführung übernommen.

Im Frühjahr wollen wir dann unsere „Containerburg“ aufbauen (lassen) und darin verschiedene Werkräume sowie einen Seminarraum und kleinen Büro- und Coworkingbereich einrichten. Ebenso sollen ab Sommer eine Außenküche, eine Pergola, ein großes Tentikelzelt, Gartenbestuhlung, Hochbeete und Sitzflächen unseren Hof zieren. Und mit unserem MINT-Verbund, den Theaterprojekten, Hochzeiten und Hofcafés wird mehr und mehr Leben in das Gut und die Altstadt einziehen. Soweit der Plan. Schauen wir, ob Corona uns lässt. Andernfalls machen wir das, was wir dieses Jahr so oft gemacht haben und mittlerweile richtig gut sind: wir denken quer und um, stecken die Köpfe zusammen (natürlich nur in übertragenem Sinne) und begehen die Wege, die sich uns dann bieten. Der Weg ist das Ziel.

Und so haben wir auch in der aktuellen Phase des Lockdowns „light“ nicht resignierend dagesessen, sondern unsere Neuronen verknüpft, verschaltet, ausgeweitet, haben Mitstreiter gesucht und gefunden und als Ersatz für die fehlende gemeinsame Vorweihnachtszeit im Verein einen Online Adventskalender „gebastelt“. Es gibt dazu sogar einen Artikel in der heutigen Ausgabe der MZ dazu. Es ist etwas fürs Herz. Viel Freude beim Genießen und spannenden Warten auf die nächsten Türchen Tag für Tag.

Am Ende – auch wenn diejenigen es nie so mögen – ist es mir ein Herzensanliegen einige Menschen ganz besonders hervor zu heben. Menschen, die sich dafür, dass wir das tun können, was uns am Herzen liegt, ganz besonders stark engagieren und wirklich wahrhaftige Meisterleistungen für unseren Verein vollbringen:

Paul Jeske, der mit Herzblut und Präzision einen wunderschönen Garten angelegt hat und diesen wirklich täglich gehegt und gepflegt hat, bis ihn im Sommer eine schwere Erkrankung ereilt hat. „Paul, Du fehlst uns und wir hoffen auf einen Besuch von Dir im neuen Jahr. Wir geben uns größte Mühe, Dein Werk zu pflegen und zu bewahren.“

Friederun Krosch, die ihren Einsatz ganz in den Dienst am Menschen gestellt hat, mit unseren Migrantenkindern den Hof belebt, bastelt, spielt und Wissen weiter gibt und sich alle zwei Wochen rührend um die Menschen bei der Ausgabe der Harzer Tafeln auf unserem Hof kümmert. Und die auch sonst immer, wirklich immer bei jedweder Aktion dabei ist und einen ungeheuren Erfahrungsschatz in unseren Verein hinein gibt.

Anneke, die unzählige Stunden – ich würde sagen mindestens 40 die Woche 🙂 – für unseren Verein vor dem Computer verbringt und sich darum kümmert, dass wir für all unsere Ideen Konzepte und professionelles Marketing haben und einen Fördertopf nach dem anderen angeht. Sie hat eine unerschöpfliche Energie und ist für mich ein Genie. 

Genau wie Antje, die  dieses Jahr ein riesiges Paket Arbeit für die Bauplanungen, Ausschreibungen, Baubegleitungen, Bauanträge hatte und die mit ihrer Aura und dem Glauben an das, was wir tun gefühlt jeden Kritiker anstecken kann. 

Ohne Euch sähen wir „alt“ aus 🙂

Jan, der einen wirklich großen existentiellen Schritt gewagt hat, sein ganzes Leben umkrempelt und ab kommenden Jahr die Geschäftsführung und den Aufbau der Gut Ziegenberg GmbH übernimmt. 

Knut und Adreas, für Eure interne Qualitätssicherung 🙂 und alle Fragen, die ihr stellt! Und für Euer Vertrauen in unser Tun.

Danke Euch allen, für das Miteinander!
Und Danke Ihnen und Euch für das Lesen bis zum Schluss 🙂
Eine gesegnete Adventszeit in voller Vorfreude auf das, was uns geschenkt sein wird. In diesem und im kommenden Jahr.
Liebe Grüße  Nicole Müller

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