RÜCKBLICK #03/23 – AUG. BIS NOV.
Das Jahr 2023 war noch nicht mal gestartet, da überwältigte uns die erste Insolvenz unseres Lebens – die der Gut Ziegenberg GmbH. Als Gesellschafter der GmbH mussten wir bis in den August diesen Jahren darum bangen, das auch der Verein dadurch in die Insolvenz gezogen wird. Letzlich sind wir durch das Vertrauen der GLS Gemeinschaftsbank eG, Bochum, dem beherzten Eingreifen der Steuerkanzlei Dirk und Vivian Klein, Wernigerode und durch die Begleitung der Rechtsanwältskanzlei Franziska Jahn, Quedlinbug dem Tod von der Schippe gesprungen. Wir sind unsagbar dankbar dafür.
Solch eine Krise ist natürlich nicht spurlos an uns vorbei gegangen. Wir mussten UNS SELBST stellen. Das Wort SCHEITERN bekam eine völlig neue Dimension. Denn UNSER SCHEITERN hatte nicht nur Auswirkungen auf uns selbst, sondern auch auf viele Menschen um uns drumherum. Menschen, die wir in unser Herz geschlossen hatte, mussten wir ziehen lassen. Menschen, die in uns vertraut hatten, mussten wir enttäuschen. Und unseren Familien mussten wir einmal öfter erklären, warum wir denn überhaupt etwas machen, was nicht darauf ausgerichtet ist, mit Erwerbsarbeit, Haushalt, Garten, Kinder und Mann glücklich zu sein.
Eins haben wir aus diesem Jahr mit Sicherheit mitgenommen. Aus Krisen resultieren nicht nur viele negative Gefühle, sie bringen einen auch in Bewegung und daraus resultieren wiederum viele positive Begegnungen und Momente. Es stärkt die Resillienz und relativiert so manch vermeindliches Unglück. In diesem Sinne blicken wir voller Dankbarkeit Eurer Begleitung, Kooperation und Unterstützung positiv nach vorn und wünschen ein friedvollens Jahresende.
Anneke & Nicole
Vor genau dreieinhalb Jahren – kurz bevor alles dicht machte wegen Corona – besuchte uns die Provinzoffensive mit Dorfaktivistin Barbara Schubert und der Filmemacherin Antje Hubert. Ihr Anliegen war und ist es, Fragen zum Engagement im Ländlichen zu stellen, Netzwerke zu spinnen, Zukunft mitzudenken und mitzugestalten. Aus dieser Arbeit entstand das Buch Alle an einen Tisch. In diesem Buch werden Geschichten von Menschen erzählt, die sich für Ihr Dorf/ihre Stadt einsetzen. Im August 2023 trafen wir uns im schönen Oberndorf an der Nordsee wieder und erzählten uns von dem was war, was ist und was vielleicht wird. 72 Stunden mit wunderbaren Geschichten, Stärkung, Ermutigung, gutem Essen, einem Himmel, der aus Kannen schüttete, einem schönen Abend in der Kombüse mit Musik und guten Gesprächen und einem gar wunderbaren Rezept für Veränderung …. Schön wars …
Beim Bürgerfest des Bundespräsidenten im Schloss Bellevue durften wir im September einen kurzen Moment innehalten. Bei schönstem Spätsommerwetter flankierten wir durch den Park und genossen die wunderbare Atmosphäre. Immer dicht gefolgt von unserem Kameramann Ulli, der uns für eine Langzeitdokumentation nun schon seit knapp zwei Jahren auf unserem Weg begleitet.
Der Tag des offenen Denkmals ist ein fester Tag im Kalender des Gut Ziegenbergs. Wir öffneten unsere Tore mit einem kleinen Kinder- und Familienkonzert mit Martin Rühmann und Freunden und Dem fliegenden, kunterbunten Karussell, der Kuhstall präsentierte fotografische Erinnerungen und unterm Tentikelzelt konnten es sich unsere Gäste bei einer kleinen Brotzeit und einem kühlen Getränk gemütlich machen. Das Wetter war uns gar wohl gesonnen …
Mitte September lud die Kirchgemeinde Ballenstedt zur Kirche Kunterbunt auf das Gut Ziegenberg ein. Groß und Klein besuchten verschiedene Aktiv-Stationen zu einer Bibelgeschichte und kamen miteinander ins Gespräch. Keine 24 Stunden später kamen 60 schreibbegeisterte Kids zwischen acht und 18 Jahren und zehn ausgewählte Autor*innen auf dem Gut Ziegenberg zur Landesschreibwerkstatt des Friedrich-Bödecker-Kreis Sachsen-Anhalt zusammen. Sie arbeiteten an neuen Texten, tauschten sich über Literatur aus und diskutierten bereits fertige Texte. Parallel dazu wurde das Gut Startpunkt für den World Cleanup Day, der jährlich durch die Wirtschaftsjunioren Harz organisiert wird. Und zu guter letzt besuchte uns die Landtagsfraktion der Grünen Sachsen-Anhalt und wir füllten den Besuch mit schönen Bildern von einstürzenden Dächern und Geschichten & Gespräche über Erneuerung und Zukunft.
Ende September überraschte uns ein warmer Geldsegen. Wir gewannen 1000 Euro bei einem Gewinnspiel von Radio SAW und der Harzer Volksbank. Und als wenn das nicht schon genug wäre, durften wir anfang November eine Spende von sage und schreibe 10.000 Euro des Rotaract Clausthal-Zellerfeld „Glück in Dosen“ in empfang nehmen. Ihr erinnert Euch … 200 Dosen in einem Sack, 330 gesammelte und gepackte Säcke in einem LKW … macht 66.000 Büchsen pro LKW … und am Ende waren es knapp vier LKWs. Durch eine gezielte Sammlung von Flaschen und Dosen auf dem Rockharz Festival – ermöglicht durch den Veranstalter die Veruga GmbH – wird aus dem Müll der Besucher eine gigantische Spendensumme generiert, die dann wiederum an gemeinnützige Projekte der Kinder- und Jugendarbeit geht. 70.000 Euro kamen in diesem Jahr zusammen. Wir sind unendlich Dankbar für eine solche vertrauensvolle Art der Unterstützung und voller Respekt für so eine Leistung DANKE!!!
In den Oktoberferien tauchten 10 junge Mädchen* im Alter von 12 bis 16 Jahren in die in die faszinierende Welt der elektronischen Musik ein, produzierten ihre eigene Musik und erlebten ein kreatives und inspirierendes Musikabendteuer. Error Music – don’t delete! ist ein Sound x Tech Format für Mädchen*, trans*, inter* und non-binäre Jugendliche ab 12 Jahren. Gemeinsam mit den Musikproduzentinnen Yosa Peit und Tash Todd erforschten sie spielerisch die Beziehung zwischen Klang, Technologie, Fehlerkultur und ihren Sinnen. Sie entdeckten Grundlagen und Pionierinnen der elektronischen Musik und des Computings – vom ersten elektronischen Musikinstrument bis live Coding, schieben ihren eigenen Code, bauten DIY Instrumente, entwickelten gemeinsam eine Error Music Performance und tratet am Ende der Woche im Kulturzentrum Reichestraße in Quedlinburg auf.
Im November dann verbrachten wir die dunkel werdenden Tage mit den Dingen, zu denen man sonst nicht so kommt: Gemeinsam mit den Engagierten der Gartenarbeitsgemeinschaft planten wir den Martinsumzug, die Kids wurden mit Karstens Unterstützung in der Werkstatt zu wahren Drachenbaumeistern. Wir machten den Garten winterfest, richteten dank einer wunderbaren Möbelspende aus Omas Wohnzimmer endlich unser Büro ordentlich her, bastelten so manches kleine Geschenk, räumten mal wieder viele Dinge von einem Raum in den anderen und machten alles klar Schiff und stimmten uns voller Vorfreude auf eine – diesjahr hoffentlich – ruhigere Zeit ein.
Wie jedes Jahr im November zog auch in diesem Jahr ein Laternenumzug durch die Altstadt Ballenstedts, der dem heiligen Sankt Martin gewidmet ist. Ein wunderbarer Abend gemeinschaftlich organisiert und mit vereinten Kräften gewuppt mit vielen fleißigen Hörnchenbäcker*innen, Organisator*innen und Helferlein der Kirchgemeinde St. Nicolai, dem Kinderland am Nicolaihof, der Humanas Pflege GmbH und dem Alten- und Pflegeheim Nicolaistift und musikalischer Untermalung vom Spielmannszug Pansfelde. Es war uns allen eine Freunde!
Und zu guter letzt,
wollen wir Euch mit einer kleinen Einladung zu einer äußerst
aromatischen Lesung zur Weihnachtszeit verabschieden:
Also! „Sätzen sä säch“! … und lauschen sä einfach dieser ewigen Geschichte über die Schule, wie es sie nie gegeben hat und wohl auch nie wieder geben wird. Am 2. Dezember 2023 liest Hagen Möckel uns die Geschichte der Feuerzangenbowle. Die wandlungsfähige Stimme von Hagen Möckel macht nicht nur Lust den Filmklassiker mit einigen Freunden wieder einmal anzuschauen, sondern man möchte aus einem Reagenzglas „nor einen winzigen Schlock“ Heidelbeerwein zu sich nehmen oder sich vom „Wohlgeschmack“ des Getränkes überzeugen, in dem man bei einer gemütlichen Punsch-Runde den Zuckerhut über der Feuerzangenbowle selbst anzündet. Dafür machen wir es Euch auf dem Hof unterm Tentikelzelt oder im Kuhstall je nach Wetterlage auf Gut Ziegenberg gemütlich.
PS: Rezept für Veränderung
Magische Realität + einfach (selber) machen + Gemeinschaft =
VERÄNDERUNG
DANKE an Arni Thorlakur Gudnason aus dem fabelhaften Wartenburg für diesen Gedanken. Wir tragen ihn im Herzen.
